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Allgemeine Informationen

Zwei Drittel des Vogelzuges laufen während der Nachtstunden ab. Vögel ziehen zum Teil in sehr großen Höhen. Daher braucht es spezielle Methoden, insbesondere in der Nacht, um den Vogelzug erfassen zu können. Moonwatch ist eine in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts entwickelte Methode die geeignet ist, eine Übersicht über das nächtliche Zuggeschehen in großen Bearbeitungsgebieten zu gewinnen. Die Methode ist einfach und der Zeitaufwand je Mitarbeiter relativ gering.

Grundlagen

Vor dem Hintergrund der Mondscheibe werden Vögel als dunkle Silhouetten sichtbar. Mondbeobachtung ist nur in den Tagen rund um Vollmond durchführbar, weil dann ein definierter Sichtkegel besteht. Die scheinbar die Mondscheibe querenden Vögel bewegen sich auf horizontalen Zugebenen (Bedingung) durch den Sichtkegel. Der Schnitt der Zugebene mit dem Sichtkegel ist eine Ellipse. Mit trigonometrischen Berechnungen ist es möglich die tatsächlichen Flugrichtungen zu bestimmen. Durch weitere Berechnungen kann aus Einzelbeobachtungen auf tatsächliche Zugfrequenzen geschlossen werden.

Mondbeobachtungen - nicht mehr ganz neu aber erprobt

Mit der Moonwatch-Methode begann in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Erfassung des nächtlichen Vogelzuges durch G. H. LOWERY (1951). Die russische Ornithologengruppe um K. V. BOLSHAKOV (1985) führte in den 80er Jahren eine Verbesserung der Methode ein, die eine quantitative Abschätzung von Beobachtungsdistanz und Höhenverteilung wagte. Das Mittel dazu war eine Klasseneinteilung der beobachteten Punkte und Vogelsilhouetten vor dem Mond. In den 90er Jahren wurde das Potenzial der Methode von der Schweizer Radargruppe um B. Bruderer durch simultane Infrarot- und Radarbeobachtungen überprüft (LIECHTI ET AL. 1995) und die Methode wesentlich verbessert. Das Netzwerk nächtlicher Vogelzug Ostalpen arbeitet nach dieser in der Schweiz entwickelten Methode.

Wie vollständig können Vögel erfasst werden?

Bis zu einer Distanz von 2.000 m werden mit brauchbarer Optik und 20 - 30 facher Vergrößerung kleine Singvögel entdeckt. Unter bestimmten Bedingungen werden Vögel zunehmend übersehen:

+ zunehmende Entfernung
+ Einschränkung der Sichtbedingungen
+ randliche Passage der Mondscheibe
+ Ermüdung bei Beobachtungsintervallen > 10 Minuten

Von erfahrenen Mondbeobachtern werden etwa 60 - 80 % der Vögel auf 2 km Distanz entdeckt (Radar- und Infrarot-Kalibrierung (LIECHTI ET AL. 1995). Erstmalig beobachtende Personen entdecken zunächst deutlich weniger Vögel. Erfahrung kann aber schnell erworben werden.
(Alle MitarbeiterInnen in unserem Projekt werden gebeten, sich einige Stunden mit der Beobachtungsmethode vertraut zu machen.)

Was sagt die Größenklasse über die Distanz aus?

Zur Distanzbestimmung wird eine Schätzung der Silhouettengröße in 7 Klassen (vgl. Methode) vorgenommen. Nach (BLOCH ET AL. 1981) und (BRUDERER & LIECHTI 1990) setzt sich der nächtliche Vogelzug über Mitteleuropa zu 80 % aus kleinen Singvögeln zusammen. Bei der grobgerasterten Zuordnung in 7 Klassen wird die tatsächliche Größe des Vogels vernachlässigt.

Mond-Elevation als limitierender Faktor

Die Mondhöhe (Elevation) ist ausschlaggebend dafür, bis in welche Höhe Vögel wahrgenommen werden können. Tab.1 zeigt die maximal einsehbare Flughöhe bei verschiedenen Mond-Elevationen unter der Annahme, dass Vögel bis zu einer Distanz von 2 km wahrgenommen werden.

Tabelle 1: Maximal einsehbare Flughöhen (m ü. G.) bei verschiedenen Elevationen bei 2 km Wahrnehmungsdistanz.

Elevation (alpha)
[Grad]
Höhe (sin alpha x 2.000)
[m]
 
20
680
 
30
1.000
 
40
1.280
 
50
1.540
 
60
1.740
 

Um die bis zu einer Höhe von 1.000 m ziehenden Vögel erfassen zu können, ist eine Mond-Elevation von 30° erforderlich. Vor allem im Sommer sind die Elevationen des Mondes oft so gering, dass auch in günstigen Vollmondnächten 30° Elevation nicht erreicht werden.

Das Netzwerk nächtlicher Vogelzug Ostalpen arbeitet mit 20° Elevation als Untergrenze für Beobachtungen. Im Mai wird dieses Kriterium nur an zwei Tagen überschritten. (In der Linksammlung finden Sie einen Link zur Berechnung der Mondstände für jeden beliebigen Ort und jedes Datum.)

Zusammenfassung

Moonwatch ist eine wohlerprobte Methode, um Daten zum nächtlichen Vogelzug über Großräumen in einem Ausmaß zu gewinnen wie dies mit anderen Methoden nicht zu leisten ist.

Die Methode ist einfach und ermöglicht (und benötigt) die Mitarbeit vieler Beobachter. Die Methode muss mit einigen Fehlermöglichkeiten leben und kann keine exakte Quantifizierung des Vogelzugs zuwege bringen. Da sie auch nur in der kurzen Zeit um den Vollmond und nur bei günstiger Witterung Daten liefert, muss sie durch aufwändigere Methoden mit beschränktem Erhebungsgebiet ergänzt werden.

Für einen groben Überblick, der in Österreich noch nicht vorhanden ist und eine notwendige Grundlage für tiefergehende Forschungsvorhaben darstellt, sind Ihre ohne Scheu vor kleinen Fehlern protokollierten Daten von großer Wichtigkeit. Durch die Zusammenarbeit mit dem Schweizer Team ist es uns möglich, auf großer Erfahrung aufzubauen und Ihre Daten in seriöser Weise zu verarbeiten.

Literatur

 

Praktische Arbeitsanleitung für MitarbeiterInnen

Automatische Berechnung der Mondstände

 
Letzte Aktualisierung: 31.01.2005
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